Demenz im Himmel?!

Der Dichter Dante berichtet von seinen Reisen in spirituelle Welten, dass Engel im Himmelreich kein Gedächtnis brauchen, da sie im Angesicht Gottes die wahre Fülle entdecken. Gott schaut die Engel an – die Engel schauen Gott an – im ewigen Augenblick, jenseits von Zeit und Raum. Und am Ende seiner „Göttlichen Komödie“ beschreibt er seine eigene spirituelle Himmelfahrt mit den für diese Gattung typischen Topoi: Der Reisende gerät in eine andere Wirklichkeit, dorthin, wo Gott wohnt in seiner Herrlichkeit, die sein menschliches Fassungsvermögen übersteigt. Nur die Schönheit der Dichtung, mit der der Held nachträglich versucht, einen Reisebericht zu geben, kann näherungsweise wiedergeben, was er erfahren hat.

Demenz im Himmel

Johannes vom Kreuz beschreibt ganz Ähnliches in seinem Gedicht „Der Weg nach Hause“. Und der Buddhist R. Aitken motiviert seine SchülerInnen zur Meditation mit folgendem Satz: „Vergiss dich selbst – und du bist frei!“ Der spirituell Reisende verliert Wissen und Gedächtnis – wie die Engel, die – wie Dante schreibt – immer vor Gott im Himmel leben: Demenz im Himmel?!


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