1. Planung: Wie flexibel ist analog?

Das perfekte Planungstool ist schmiegsam: Es passt sich sowohl dem Nutzer als auch den sich immer wieder verändernden Plänen an. Die drei von mir verglichenen Planer stehen je in ihrer Art exemplarisch für zwei Grundtypen mit ihrer jeweiligen Agilität:

  • 1.1 Vorgedruckte vs leere Seiten
  • 1.2 Buch vs Bücher/ Heftsystem

1.1 Vorgedruckte vs leere Seiten

Kauft man einen Papier-Planer, kauft man automatisch auch ein System – denn im besten Fall ist der Planer die papiergewordene Theorie des jeweiligen Produktivität-Gurus. Im Folgenden gehe ich noch nicht auf die jeweils enthaltenen Module ein, sondern nur auf den Flexibilitätsaspekt: Wie viel leerer Raum stellt der Planer seinem Nutzer zur freien Gestaltung zur Verfügung?

1.1.1 Hinter dem Full-Fokus-Planner steht Michael Hyatt:

Der „Prince of Productivity“ hat neben seinen Kursen etliche Bücher im Angebot, in denen er Aspekte seines Systems erklärt. Sein Quartals-Planer bietet pro Tagesseite eine gegenüberliegende linierte Leerseite und ein paar wenige Seiten am Ende des Buches. Wem das nicht reicht: Als Ergänzung gibt es noch das Full-Fokus-Notebook.

1.1.2 Lars Bobach, der Vater des „Fokusplaners“,

geht mit dem X47 einen anderen Weg: Das X47 ist bereits ein modulares System, das mit Heften per patentierter Federschiene bestückt werden kann. Der FP-Planer ist ein Heft mit jeweils zwei Monaten Inhalt. Die übrigen drei Federschienen könnten mit Notizbüchereinlagen bestückt werden.

1.1.3 Das Bullet Journal

zäumt das Pferd von der anderen Seite auf: Nur leere Seiten – und das eigene System entwickelt sich mit der Zeit. Learning by Doing – durch eigene Erfahrung, Vorlagen aus dem Internet und zusätzlichem Studieren der großen Theorien und Bücher zum Thema, je nach eigenem Bedarf und Lebensphase.

Ryder Carroll beschreibt das Fehlen von Vordrucken ausdrücklich als Feature – es werden keine Seiten verschwendet, wenn man mal nicht zum Journaling kommt: Fang einfach dort wieder an, wo du aufgehört hast. Ein Bullet Journal ist fehlerfreundlich.

Fazit:

Der Systemzwang der vorgedruckten Planer ist Segen und Fluch zugleich.

  • Er verhilft dem Nutzer zügig in einen theoriegestützten und im wahrsten Wortsinne vorgezeichneten Weg zu mehr Produktivität. Erkauft wird dies mit einer gewissen Starrheit.
  • Für das Bullet Journal gilt dasselbe – nur umgekehrt: Der leeren Seiten können auch mal zu viel sein und dadurch erdrückend wirken. Die/der Nutzende muss sich selbst Gedanken machen, wie er sich mit welchen Modulen organisiert. Das kostet Kraft, führt aber auch zu mehr Selbstreflexion. Und zu weniger unbenutzten Seiten im Urlaub oder wenn die Woche mal so ganz anders läuft geplant.
  • Das System X47 bietet den goldenen Mittelweg durch das elegant-geniale Buch-im-Buch-System:

1.2 Buch vs Heftsystem

Lieber ein starres Buch verwenden – oder mehrer Bücher bzw. ein Buch-in-Buch-System? Wo liegen die jeweiligen Vor- und Nachteile?

1.2.1 Fokus-Planer

Clever löst das X47-Heftsystem die Frage, wie Flexibilität in Papierform gelingt: Bobachs Fokus-Planer besteht aus einzelnen Elementen, mit denen der X47-Einband bestückt wird. Nimmt man ein X47 mit vier Federschienen, bleibt noch genug Raum für leere bzw. Papierhefte übrig, die einfach ausgeheftet und durch leere ersetzt werden können, wenn sie vollgeschrieben sind.

Während die Tageskalendarien Zweimonatshefte sind, stehen für die Jahresplanung nur zwei Leporellos zur Verfügung: Damit ist leider die Jahresplanungsflexibilität ausgeschöpft – soweit ich sehe, sind die Leporellos nicht einzeln nachzukaufen.

1.2.2 Full Fokus-Planner

Michael Hyatt’s Ansatz: Ein festes Buch mit unbeweglichen Modulen, dafür aber nur für ein Quartal gedacht – und wird somit alle drei Monate neu aufgesetzt, und zwar ab dem jeweiligen Quartalsbeginn komplett für die nächsten 12 Monate. Mehr dazu später, wenn es direkt um die Module geht.

1.2.3 Bullet Journal

Auch wenn ein BuJo prinzipiell in jedem Schreibsystem und sogar in einem Ringbuch eingerichtet werden könnte, setzt Ryder Carroll selbst auf ein festes Buch, das er mittlerweile auch gemeinsam mit Leuchtturm1917 produziert. Da alle Seiten leer sind, kann im Bullet Journal immer wieder neu begonnen werden, so dass es mit allen Änderungen im Laufe des Jahres spielend klar kommt – wenn man keine Angst hat den leeren Seiten immer wieder selbst Struktur zu geben.

Fazit:

Der Nachteil beim Fokus Planer: Notizen und Tageszeiten sind, da in verschiedenen Heften, auseinandergerissen. Zudem werden nur zwei Jahreskalendarien je Bestellung ausgeliefert – nur einmal pro Halbjahr kann die Jahresplanung angepasst werden.

Der Nachteil beim Full Focus Planner: Nur durch ein Zusatzheft lässt sich das unflexible Quartalsbuch ergänzen.

Carrolls Bullet Journal ist ein Buch, dessen Inhalt sukzessive entsteht und sich deshalb sehr schmiegsam allen Änderungen anpasst.

Wer gewinnt?

  • Ist Bobachs X47-Buch-in-Buch-Fokus-Planer die goldene Mitte zwischen Hyatt’s Quartalsplaner und den leeren Seiten des Bullet Journals?
  • Ist das Konzept Bullet Journal das agilste System, weil es der Menschlichkeit seines/r Nutzer:in am meisten Rechnung trägt und mit allen Anforderungen und Tücken eines Jahres mitgehen kann?
  • Oder liegt das Planungsheil im Full Fokus Planner, der feste Struktur durch Zwischenreflexion und neues Buch je Quartal flexibilisiert?

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Kommentare

Eine Antwort zu „1. Planung: Wie flexibel ist analog?“

  1. Avatar von Thomas Hörmann
    Thomas Hörmann

    Hallo Herr Kamutzki,

    ich möchte sie auf eine weitere Alternative hinweisen, die zwischen dem Bullet Journal und den Fokus Planern angesiedelt ist.

    Ich teste seit Ende letzten Jahres den ganz normalen Kalender (ein Tag eine Seite) von X 47. Seit diesem Jahr hat X 47 den Tageskalender nochmals etwas geändert, so dass jetzt Samstag und Sonntag vollwertige Tage sind und zu Beginn jeder Woche eine komplette leere Seite steht.
    Auf dieser Seite kann man wie gewohnt (aber ohne vorgegebene Struktur) sein Wochen Review machen.

    Die Kalender von X 47 haben generell weniger vorgegebene Struktur, so dass man selbst in der Gestaltung etwas freier ist, aber sie haben so viel Struktur dass zumindest Wochentage und Feiertage, die Zeitschiene etc. vorhanden sind.

    Für die Jahresplanung liegt dem X 47 Tageskalender ebenfalls ein Leporello bei, der aber meines Erachtens besser ist als der des Fokus Planers von Lars Bobach, da er sämtliche Feiertage beinhaltet und pro Blatt nur einen Monat darstellt so dass mehr Platz zum Planen vorhanden ist.

    Ich selbst aber nutze zusätzlich den Jahreskalender als Heft, denn der gibt mir den ultimativen Überblick über das Jahr und auch die Folgejahre.

    Die Vorteile dieser Lösung liegen meines Erachtens auf der Hand:

    1. Ich kann das geniale Heft in Heft System von X 47 Uhr nutzen
    2. Das System ist nicht über-strukturiert und lässt mir selber genug Raum für eigene Gestaltung, gleichzeitig ist es aber so aufgebaut, dass ich nach der Methode von Michael Hyatt arbeiten kann
    3. Ich habe im Vergleich aller Systeme die beste Übersicht über das Jahr beziehungsweise auch über die Folgejahre inklusive sämtlicher Feiertage (die fehlen ja teilweise bei Lars Bobach‘s Planer – und beim FFP sowieso)
    4. Das System ist deutlich billiger.

    Nachteil dieses Systems:

    Beim FFP Von Michael Hyatt ist man durch die Gebundenheit an das Quartal gezwungen, jedes Quartal neu seine Ziele zu überarbeiten und nieder zu schreiben. Bei Lars Bobach ist es zumindest einmal im halben Jahr.

    Bei X 47 löse ich das Problem indem ich die so genannte Memokarte mit einsetze, auf der ich momentan alle zwei Monate (nachdem ich jeweils wieder ein neues Heft einlege für die Tagesplanung) auch meine Ziele neu definiere beziehungsweise nochmals niederschreibe. Die Rückseite nutze ich als Habittracker.

    Generell komme ich mit der Systematik von Michael Hyatt besser klar als mit der geklonten Variante von Lars Bobach. Ich kann nicht für den Monat einen Fokus planen und auch die tägliche Fokus-Aufgabe ist für mich keine Lösung. Mir gefällt der Ansatz mit den Weekly und Daily Big 3 wesentlich besser. Außerdem gefällt mir beim Fokus Planer von Lars Bobach nicht, dass sowohl das Lesezeichen als auch der Jahresplaner auf dem Leporello so fitzelig klein sind.

    All diese Punkte kann ich mit X47 lösen.