Abendmahl feiern mit dementen Menschen – Tipps für die Praxis

KirchentürDemenziell veränderte Menschen können im Gemeindealltag in verschiedenen Gottesdienst- und Andachtsformen begegnen (im „normalen“ Gemeindegottesdienst, in speziellen Demenzgottesdiensten oder im Altenheimgottesdienst).

 Der Liturg sollte bedenken:

  1. dass Demente Menschen eine längere Reaktionszeit als Nicht-Demente haben
  2. dass Demente Menschen maximal eine Information zur selben Zeit verarbeiten können
  3. Je konkreter, desto besser.
  4. Das episodische Langzeitgedächtnis (Biographie) sowie das prozedurale Gedächtnis (erlernte Handlungsabläufe) bilden neben der bleibenden Fähigkeit, auf der Gefühls- und Beziehungsebene zu kommunizieren, eine wichtige Ressource.
  5. Aufgrund der Körperhaltung ist das Gesichtsfeld oft eingeschränkt und abgesenkt.

Generell gilt, dass biographisch tief verankerte liturgische Formen moderneren Gottesdienst- und Andachtsformen vorzuziehen sind: Liturgie ist demenzfreundlich, weil sie durch ihren festen Ablauf  Sicherheit vermittelt!

Als „Königsweg“ zum dementen Menschen gilt die Musik, da sie auf einzigartige Weise Emotionen aktiviert, die wiederum beim Abrufen von Inhalten des Langzeitgedächtnisses hilfreich sind – es ist nicht selten, dass demente Menschen alte und ihnen vertraute Lieder mitsingen können, auch wenn sie sonst nicht mehr in der Lage sind sich sprachlich auszudrücken.

Zu beachten: Für uns steht die Demenz oft zu sehr im Vordergrund. Der demenziell veränderte Mensch leidet wahrscheinlich noch an weiteren Erkrankungen – wie seine nicht-dementen Altersgenossen eben auch!

Daraus lassen sich folgende Schritte für den Ablauf der Abendmahlsausteilung ableiten:

Wird das Abendmahl so gefeiert, dass die dementen Menschen auf ihren Plätzen sitzen bleiben können, muss der Liturg versuchen bei jedem einzelnen herauszufinden, ob er/sie überhaupt am Abendmahl teilnehmen möchte! Denn im Unterschied zum „normalen“ Gottesdienst zeigt der Teilnehmer seine Bereitschaft dadurch an, dass sie/er sich zu Fuß zum Altar begibt.

 Die folgenden Tipps beziehen sich hauptsächlich auf diese Form der Austeilung.

 Folgende Tipps erleichtern die würdige Austeilung des Abendmahls:

  1. Verlangsamung: Das gilt für alle nun folgenden Handlungen!
  2. Der Liturg nähert sich so, dass er/sie von Ihr schon von Weitem bemerkt werden kann.
  3. Aufnahme von Blickkontakt vor der Ansprache – der Liturg geht evtl. in die Hocke.
  4. Zeigen der Elemente in Augenhöhe.
  5. Frage: „Möchten Sie Abendmahl?“

✓Bei „Ja“ – und die Bewohnerin ist motorisch eingeschränkt oder es so gewohnt (!):

✤Der Liturg legt die Hostie unter Sprechen der Spendeformel in den Mund.

✤Sonst: Hostie in die Hand legen oder von der Patene nehmen lassen.

✓Bei nicht eindeutiger Reaktion oder „Nein“: „Darf ich Sie segnen?“

✤Bei nicht eindeutiger Reaktion erfolgt vorsichtig und langsam die Segnung mit Handauflegung.

✤Bei „Nein“ – geht der Liturg weiter.

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