Die Gedanken sind frei … wie fange ich sie ein?
Unser Gedächtnis – unsere INBOX
Wer schon einmal meditiert hat, weiß es: Gedanken kommen und gehen – wie bereits Freud festgestellt hat, sind wir nicht Herr im eigenen Haus!
Zusätzlich zu diesem “kosmischen Jazz” müssen wir noch viele Dinge im Kopf behalten. Je mehr Gedanken uns besetzen, desto weniger können wir kreativ und schöpferisch sein – Eigenschaften, die für den Pfarrberuf unabdingbar sind.
Wir müssen lernen, mit unseren Gedanken umzugehen, damit wir für den Heiligen Geist Raum schaffen können!
Wer kennt’s?
- kurz vor dem Gottesdienst werde ich gefragt, ob ich nicht in der kommenden Woche Gemeindeglied XY besuchen könnte – beim Versuch mir das gedanklich einzuprägen, vermassle ich den Begrüßungsteil des Gottesdienstes …
- als ich am Morgen meine Tochter in den Kindergarten bringe, hängen viele neue Informationen am schwarzen Brett aus, die ich mir merken muss – ich muss mich aber beeilen, da der nächste Besprechungstermin vor der Tür steht …
- ich will mich auf das Schreiben der Predigt konzentrieren, und werde immer wieder abgelenkt von Gedanken, die mich an wichtige oder vermeindlich wichtige Dinge erinnern, die dringlicher scheinen …
Die Gedanken sind frei – und machen uns unfrei
Die Gedanken sind frei und machen mit meinem Geist, was sie wollen.
Die Informationen, die mir im Vorbeigehen zugesteckt werden, sie beschäftigen mich und behindern, dass ich mich auf meine eigentliche Aufgabe, diesem Gespräch oder der Autofahrt voll zuwenden kann.
Die christliche Tradition kennt die “Unterscheidung der Geister”: Nicht jeder Gedanke ist wichtig oder ist gar inspiriert – manche aber schon.
– Aber wie kann ich Ordnung in meine Gedanken bekommen?
– Oder besser: Die Gedanken zunächst aus meinem Kopf bekommen, wo sie wichtige Ressourcen besetzt halten?
Anschauen und unterscheiden kann ich sie dann später – nicht jetzt. Dann, wenn ich Zeit dafür habe und ihnen gerecht werden kann, werde ich mich ihnen widmen!
Den eigenen Geist klären
Erinnern wir uns: Wie ist Gott da vorgegangen?
Er hat Ordnung geschaffen durch Listen, durch das Definieren von Bereichen, in die er dann alles, was er vorfand, einordnete.
Mit den Gedanken können wir genauso umgehen:
– Aufschreiben, um das, was mich umtreibt, vor mich zu bringen, es begreifbar, anschaulich zu machen – und dann die Predigt weiter schreiben
– wichtige Aushänge kann ich erst einmal mit dem smartphone abfotographieren – und mich dann auf den Weg zum nächsten Termin machen
– Informationen, die mir Gemeindeglieder noch vor dem Gottesdienst oder an der Kirchentür beim Hinausgehen, zukommen lassen, kann ich ebenso mit tools meines smartphones erst einmal festhalten oder mir eine Notiz auf einen Zettel schreiben
– einer meiner Kollegen ruft sich selbst zu Hause an und spricht das, was er auf keinen Fall vergessen möchte, auf seinen eigenen Anrufbeantworter
Übung
- Setz dich hin ung schreibe alles auf, was dir durch den Kopf geht. Gedanke unter Gedanke, Idee unter Idee, ohne Wertung oder Vorsortierung
- Lass das zu einer festen Routine werden, vielleicht nach jeder Sitzung, auf jeden Fall am Ende des Tages.
Den Kopf frei kriegen – Anfängergeist
Erst wenn alles einem sicheren System anvertraut ist, wird der Kopf für das Eigentliche frei – nämlich für das Einfließen des Heiligen Geistes.
Nur wenn wir frei werden und Balast los werden, können wir neu gefüllt werden.
Diese Offenheit für Gottes Wirken wird dir helfen bei dem, was du eigentlich tun wolltest:
– die Predigt schreiben
– diesem Menschen wirklich zuhören
– mit deinem Kind spielen
– oder deine Gedanken unterscheiden – dazu mehr später in diesem blog über das Durcharbeiten der INBOX!